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April 2018: Bachstelzen und Co. in den Leinepoldern

Aus dem Siedlungsbereich ist vielen Menschen die Bachstelze bekannt. In den Leinepoldern findet sie einen für sie idealen Lebensraum vor und trifft dort sogar manchmal auf nahe Verwandte. Denn außer ihr lassen sich in dem Schutzgebiet mitunter zwei weitere heimische Stelzenarten beobachten.

Wegen ihres schwarzweißen Gefieders und ihrer Statur ist die Bachstelze unverwechselbar. Zwischen 16,5 und 19 cm misst sie vom Schnabel bis zur Schwanzspitze. Ein großer Teil der Körperlänge entfällt dabei auf die Schwanzfedern. Der Körperbau ist schlank und die Beine sind vergleichsweise lang. Bachstelzen sind sehr gute Läufer, was sie bei ihren „Fußmärschen“ über den Boden zeigen. Wer also in den Leinepoldern kleine, schwarzweiße Vögel auf dem Boden umherlaufen sieht, hat es wahrscheinlich mit Bachstelzen zu tun. Lediglich Elstern sind noch schwarzweiß gefärbt, aber erheblich größer als die Stelzen.

Wackelndes Köpfchen und Schwanzwippen

Besonders gern halten sich Bachstelzen auf offenen, mit niedriger Vegetation bewachsenen Flächen auf, also beispielsweise auf kurzrasigen Wiesen. An Gewässerufern kann man sie auch antreffen. Dass sie so gern am Boden umherlaufen, hat einen Grund: Sie suchen dort nach Nahrung. Kleine Insekten wie Fliegen, Mücken und Käfer sowie Köcherfliegen werden von ihnen erbeutet. Schnecken fressen sie ebenfalls, und es sind sogar schon Bachstelzen beim Fangen kleiner Fische gesehen worden.

Indem sie in kleinen Trippelschritten über den Boden laufen, sind sie ganz nah dran an ihrer potenziellen Beute. Dabei setzen Bachstelzen einen Fuß vor den anderen, sie hüpfen demnach nicht wie einige andere Vogelarten. Typisch für sie ist außerdem ihr Schwanzwippen. "Während sie sich zu Fuß fortbewegen, wackeln Bachstelzen mit dem Schwanz auf und ab", erklärt Thomas Spieker von den Naturscouts Leinetal e. V. "Einigen Experten zufolge hilft ihnen das Schwanzwippen bei der Nahrungssuche, weil die Insekten durch die Bewegung aufgeschreckt werden und leichter zu sehen sind, wenn sie umherkrabbeln." Und wer genau hinschaut, der sieht noch etwas wackeln, wenn Bachstelzen laufen: ihren Kopf.

Kopfwackeln für bessere Sicht

Mit jedem Schritt, den Bachstelzen machen, bewegen sie auch ihren Kopf ruckartig ein Stück weit nach vorn. "Forscher gehen davon aus, dass dieses ruckartige Kopfwackeln beim schnellen Gehen dazu beiträgt, dass die Vögel ihre Umgebung besser im Blick behalten und Entfernungen exakter abschätzen können", so Spieker. Das erklärt, weshalb der Kopf umso schneller ruckartig bewegt wird, je höher das Lauftempo ist. Hierdurch scheint es den Bachstelzen möglich zu sein, immer einen guten groben Überblick über ihre Umgebung zu behalten. "Nehmen sie potenzielle Beute wahr, bremsen sie sofort ab und bewegen sich dann deutlich behutsamer, wobei der Kopf nicht mehr so stark wackelt", erläutert der Naturscout. Haben sie ihre Beute im Blick, schnappen sie blitzschnell zu.

"Den am Boden laufenden Bachstelzen zu folgen, kann sehr verführerisch sein. Sie bei ihrer Fortbewegung aus der Nähe zu sehen, ist sicherlich interessant. Dabei sollte aber in den Leinepoldern trotzdem unbedingt das Wegegebot beachtet werden", so Spieker. Die Wege dürfen in dem Schutzgebiet nicht verlassen werden, auch nicht von den vierbeinigen Begleitern der Menschen. "Hunde sind anzuleinen, damit sie nicht in die Wiesen rennen und Wildtiere aufschrecken. Vor allem während der Zeit der Jungenaufzucht ist dies ausgesprochen wichtig", betont Thomas Spieker.

Lange Brutsaison

Von April bis August dauert die Brutsaison der Bachstelzen. In dieser Zeit ziehen viele von ihnen mindestens einmal Nachwuchs groß, oft sind es zwei Bruten und gelegentlich sogar drei. Meist liegen fünf bis sechs Eier im Nest, aus denen nach etwa elf Tagen Brutdauer die Jungen schlüpfen. In rasantem Tempo wachsen sie heran, sodass sie nach etwa zwei Wochen das Nest verlassen. Danach werden die noch unerfahrenen Jungvögel einige Tage von ihren Eltern weiterhin mit Nahrung versorgt, um in der Zeit, in der sie das Jagen und Fliegen perfektionieren, nicht zu verhungern. Junge Bachstelzen sehen ihren Eltern relativ ähnlich, haben aber ein erheblich kontrastärmeres Gefieder; es ist grau und weiß gefärbt.

Stelzenverwandtschaft

Mitunter lassen sich in den Leinepoldern gelbe Stelzen beobachten. Hierbei handelt es sich nicht um ungewöhnlich gefärbte Bachstelzen, sondern um deren nahe Verwandte, die sogar etwa genauso groß sind. Die Schafstelze hat auf der Körperoberseite bräunliche bis grünlichbraune Federn, an Brust und Bauch sind sie gelb. Der Kopf ist bei dieser Vogelart grau mit weißem Überaugenstreif. Bei den Männchen fällt das Gelb kräftiger aus als bei den Weibchen. Wie die Bachstelze hält sich auch die Schafstelze häufig am Boden auf und läuft dort umher, um Nahrung zu finden; sie frisst ebenfalls Insekten.

Mit der Gebirgsstelze kommt eine dritte Stelzenart mit Vorliebe für Insektenkost in den Leinepoldern vor. Sie sieht der Schafstelze recht ähnlich, ist jedoch während der Brutzeit daran zu erkennen, dass die Männchen eine schwarze Kehle haben. Außerdem sind die Federn auf der Oberseite des Körpers eher grau statt bräunlich. Gebirgsstelzen laufen wie die beiden anderen Stelzenarten vorzugsweise am Boden umher, wobei sie eine Vorliebe für Gewässerufer haben. Es lohnt sich also, bei einem Spaziergang ins Leinepolder-Schutzgebiet ein Fernglas mitzunehmen und den Boden nach Stelzen abzusuchen. Die Naturscouts Leinetal helfen auf geführten Wanderungen gern dabei, die kleinen Singvögel in der Landschaft aufzuspüren.