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März/April 2019: Die Leinepolder – ein Magnet für Zugvögel

Jedes Jahr im Frühling und im Herbst ist für Milliarden Zugvögel die Zeit der großen Wanderung. Auch in den Leinepoldern zwischen Einbeck und Northeim lassen sich einige gefiederte Fernreisende beobachten.

Vögel nehmen die kräftezehrenden langen Flüge auf sich, um wären jeder Jahreszeit ein optimales Nahrungsangebot vorzufinden. Im kalten Winter Nord- und Mitteleuropa es ist für viele Arten die Nahrung zu knapp: Sowohl pflanzliche Kost als auch Insekten, Spinnentiere und andere Wirbellose sind kaum zu finden. Deshalb ziehen etliche Vogelarten zum überwintern nach Südeuropa oder gar bis nach Afrika. Unterwegs brauchen sie Stellen zum vorübergehenden Ausruhen, und dort lassen sie sich mit etwas Glück recht gut beobachten.

Attraktives Rastgebiet

"Aus Sicht der Zugvögel, die teils bereits mehrere Hundert bis Tausend Kilometer Flugstrecke hinter sich haben, sind die Leinepolder ein ideales Gebiet, um dort eine Pause einzulegen und wieder zu Kräften zu kommen", weiß Thomas Spieker von den Naturscouts Leinetal e. V. "Zu einem erheblichen Teil sind die rastenden Tiere Singvögel, die wegen ihrer Größe eher unauffällig sind. Etwas größere Vögel aus der Gruppe der Limikolen kommen ebenfalls hierher. Sie werden auch als Watvögel bezeichnet und es ist typisch für sie, dass sie in der Uferzone von Gewässern auf und ab waten."

Diese schlammigen Abschnitte bieten für diese meist recht langbeinigen Vögel wertvolle Nahrung: Die Vögel stochern an mit ihrem langen Schnabel in der feuchten Erde nach Würmern, picken Insektenlarven aus dem Wasser und fangen außerdem Fliegen sowie andere Insekten, die sich auf dem feuchten Boden niederlassen.

"Weitere Wasservögel wie verschiedene Gänse- und Entenarten ziehen ähnlich wie die Watvögel teils bis ins hohe nördliche Europa, um dort zu brüten", erklärt der Naturkenner Thomas Spieker. "Während sie sich in den Leinepoldern aufhalten, fressen viele von ihnen vor allem pflanzliche Kost."

Ein zusätzlicher Pluspunkt des Schutzgebietes ist, dass die Vögel und andere Tiere hier weitestgehend unter sich sind. Vor Störungen durch den Menschen sind sie geschützt, zumindest dann, wenn sich alle Besucher des Gebiets daran halten, die Wege nicht zu verlassen. Für die Zugvögel ist dies ausgesprochen wichtig, da jedes Auffliegen in Panik eine unnötige Energieverschwendung für sie darstellt. Deswegen gilt das Wegegebot in den Leinepoldern nicht nur für den Menschen, sondern auch für Hunde, die sie begleiten.

Einblicke ins Vogelleben

Von den verschiedenen Beobachtungsplätzen aus, die sich im Gebiet befinden, können mit etwas Glück sehr schöne Sichtungen gelingen. Am besten bringt man dafür ein Fernglas oder ein Beobachtungsfernrohr (Spektiv) mit. Entlang der Gewässerufer und auf offenen Wiesenflächen halten sich am Boden im zeitigen Frühling oft etliche Wat- und Wasservögel auf, die sich bei der Nahrungssuche betrachten lassen. Zu den Arten, die während dieser Jahreszeit in der Vergangenheit bereits in den Leinepoldern gesichtet wurden, gehören zum Beispiel verschiedene Wasserläufer und Enten sowie Kiebitze.

"Wegen ihrer Federhaube sind die Kiebitze unverwechselbar, und außerdem ist ihr Federkleid mit seinem metallischen Glanz an den Flügeln ausgesprochen schön", so Spieker. In manchen Jahren halten sich hunderte Kiebitze in dem Schutzgebiet auf. Meist suchen sie am Boden nach Nahrung, doch mitunter sind ihre gaukelnden Balzflüge zu sehen, bei denen sie nicht nur häufig ihre leicht nasal klingende Stimme ertönen lassen. Mit den breiten Schwingen erzeugen sie ein wummerndes Geräusch, das für Kiebitze typisch ist.

Schlicht gefärbt und gut getarnt

Andere Vögel sind eher schlicht gefärbt und fallen mit dem braunen Federkleid kaum auf, wenn sie sich nicht bewegen. Ein Beispiel für diese dezent gefärbten Gefiederten ist die Bekassine. Ihr Federkleid ist unscheinbar, dafür ist ihr sehr langer Schnabel umso beeindruckender. Er kann bis zu 7,5 cm lang sein – Bekassinen bringen es insgesamt auf eine Körperlänge von 25 cm bis 27 cm.
Dass sich Bekassinen in den Leinepoldern beobachten lassen, ist sehr erfreulich, denn die Art schwindet in vielen Teilen Europas mehr und mehr. Einer der wichtigsten Gründe dafür ist, dass diese Vögel immer weniger intakte Lebensräume vorfinden. Schutzgebiete wie die Leinepolder sind deshalb so ungemein wertvoll.

Die Naturscouts Leinetal bieten kostenlose geführte Spaziergänge an, die eine gute Möglichkeit darstellen, die Natur der Leinepolder zu erkunden. Informationen zu Terminen finden sich auf der Website naturscouts-leinetal.de. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, eigene Termine mit den Naturkennern zu vereinbaren.