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Januar/Februar 2021: Spechte in den Leinepoldern

Unter den vielen Tierarten, die in den Leinepoldern leben, sind auch Spechte. Auf den ersten Blick mögen sie unscheinbar wirken, doch sind sie ausgesprochen interessante Vögel.

Aus der Familie der Spechte kommen in Deutschland zehn Arten vor. Davon sind mehrere jedoch sehr selten und keineswegs überall im Land zu finden. In den Leinepoldern zwischen Einbeck und Northeim besteht mit etwas Glück die Chance, alle sieben in der Region heimischen Arten anzutreffen.

Besonders leicht ist es, dem Buntspecht zu begegnen. Er ist im südlichen Niedersachsen häufig und lebt ganzjährig bei uns. Weil er sich bevorzugt auf Bäumen aufhält, lohnt es sich vor allem im Winter, ihn zu suchen. Im unbelaubten Geäst sind Buntspechte nun besonders gut sichtbar. Zum Beispiel an der Geschiebesperre Hollenstedt ist ein guter Beobachtungsplatz. In den dort wachsenden Bäumen bietet sich ihm Nahrung, kleine Tiere wie Insekten und deren Larven stehen auf seinem Speisezettel.

Um an die begehrten Krabbeltiere zu gelangen, schlagen Buntspechte mit ihrem kräftigen Schnabel auf das Holz ein. Sie lösen so die Rinde und finden darunter verborgene lohnende Happen. Wer genau hinhört, kann die Vögel so aufspüren, ohne sie gleich zu sehen. Das Klopfen ist für gewöhnlich einige Meter weit hörbar. "Der Rhythmus der Schnabelschläge ist bei der Nahrungssuche ein ganz anderer, als wenn die Vögel trommeln, um ihr Revier abzustecken oder potenzielle Partner anlocken wollen", erklärt Thomas Spieker von den Naturscouts Leinetal e. V.

Zwischen 10 und 15 Schläge mit dem Schnabel innerhalb von meist maximal 2 Sekunden erzeugen jenes spezielle Geräusch, das zum Ende des Winters und im zeitigen Frühling wieder vielerorts zu hören sein wird.

Specht mit Bodenhaftung

Das Verhalten des Grünspechts ist ein wenig anders. Wie alle Spechte brütet er in Bäumen und trägt von dort aus seine oft lachend klingenden Rufe vor oder trommelt zur Partnerwerbung. Seine Nahrung sucht er hingegen häufig am Boden. "Der Grund dafür ist seine besondere Vorliebe für Ameisen", weiß Thomas Spieker. "Ist der Boden im Winter über längere Zeit gefroren, kann Grünspechten schwer zusetzen. Im ungünstigsten Fall verhungern die Vögel."

Mit Schnee wissen die cleveren Tiere dagegen umzugehen. Ist die Schneedecke nicht allzu hoch, graben Grünspechte an lohnenden Stellen Gänge und Höhlen, um so an die eingeschneiten Ameisennester zu gelangen. Wer einen jagenden Grünspecht beobachten möchte, hat bessere Chancen, wenn kein Schnee liegt. Diese Vögel halten sich in den Leinepoldern gern auf den weitläufigen Wiesenflächen auf. Dort wühlen sie mit dem kräftigen Schnabel im Boden und "angeln" ihre Beute mit ihrer 10 cm langen Zunge aus den Ameisennestern. "An diese Form der Jagd ist der Grünspecht perfekt angepasst, denn seine Zunge ist am vorderen Ende verhornt und trägt Widerhaken. Die an sich sehr wendigen Ameisen haben keine Chance zu entrinnen", so Spieker.

Von den Wanderwegen aus hält man am besten mit einem Fernglas oder einem Spektiv die Landschaft im Blick und kann so vielleicht einen Grünspecht beim Fangen von Ameisen sehen. Oder man hört seine typischen Rufe, die an ein Lachen erinnern. Die Wege zu verlassen, würde die im Schutzgebiet lebenden Tiere stören, weshalb es nicht gestattet ist, auch nicht für den Menschen begleitende Vierbeiner.

Seltenere Spechtarten

Fünf weitere Spezies lassen sich gelegentlich in den Leinepoldern blicken, und das meist auf Bäumen. Der fast am gesamten Körper sehr dunkle Schwarzspecht wurde zudem schon am Weißstorchenhorst bei Salzderhelden in Leinepolder 1 sowie im Baumbestand an der Geschiebesperre gesehen.

Wie der Grünspecht, dem er zudem ähnlich sieht, frisst der Grauspecht ebenfalls gern Ameisen. Ihm fehlt die große schwarze "Gesichtsmaske", wodurch er sich vom Grünspecht unterscheiden lässt. Weil er sich in den Leinepoldern rar macht, braucht es schon eine große Portion Glück, den Grauspecht dort anzutreffen.

Ebenso wie der Mittelspecht kann der Kleinspecht bei flüchtiger Betrachtung mit dem Buntspecht verwechselt werden. Das gilt insbesondere, wenn man die Vögel aus großer Entfernung und ohne Fernglas betrachtet. Typisch für den Mittelspecht ist seine feine Strichelung an Brust und Bauch; der Kleinspecht hat auf den Flügeln ausschließlich quer verlaufende weiße Streifen und zeigt ebenfalls ein´feines Strichmuster an Bauch und Brust.

"Der letzte Vertreter der Familie der Spechte heißt gar nicht so, es ist der Wendehals", erläutert Thomas Spieker. Nur im Sommerhalbjahr halten sich diese schlicht graubraun gefärbten Vögel in Mitteleuropa auf. Während sie um einen Partner werben und ihr Revier abstecken, rufen sie auffällig, sind sonst aber heimlich lebende Vögel.

Beim Finden der Spechte und anderer Tiere helfen die Naturscouts auf geführten Wanderungen gern. Sie informieren auf ihrer Webseite https://naturscouts-leinetal.de/ über Termine und Buchungsmöglichkeiten. Allerdings ist das Angebot momentan infolge der Pandemie deutlich eingeschränkt. Als Option bleibt zum Glück, das Naturschutzgebiet vorerst auf eigene Faust zu erkunden.