Zum Hauptinhalt springen

September 2016: Köpfchen in das Wasser… - Entenvielfalt in den Leinepoldern

Kommt in Deutschland die Sprache auf Enten, sind meist die allgegenwärtigen Stockenten gemeint. Sie sind aber nur eine der heimischen Arten, neben ihnen gibt es bei uns einige weitere Spezies. In den Leinepoldern kann man vor allem ab dem frühen Herbst verschiedene Arten beobachten und manchmal sogar direkt miteinander vergleichen.

Weil die Stockenten in Mitteleuropa nahezu überall zu finden sind, werden sie von vielen Menschen als gewöhnlich und fast schon langweilig erachtet. Wird dann noch von ihnen auf andere heimische Entenarten geschlossen, tut man diesen Vögeln großes Unrecht, denn die Tiere warten mit einigen Überraschungen auf und sehen zudem bei weitem nicht alle gleich aus.

Stockenten-Damen im Sommer männerlos?

Im Spätsommer und manchmal auch noch im sehr frühen Herbst scheint es, als wären plötzlich alle Stockenten-Männchen verschwunden. Nach einigen Wochen kehren sie aber wieder zurück, erkennt man sie doch leicht an ihrem dunkelgrünen Kopf und dem generell sehr auffälligen Gefieder. Wo sind sie gewesen und warum haben sie die Weibchen allein zurückgelassen? Haben sie nicht, sie waren die ganze Zeit da, allerdings gewissermaßen "getarnt" im weibchenähnlichen Gefieder.

Nachdem im Frühling und frühen Sommer gebrütet wurde und in der Zeit danach jede Menge hochwertige Nahrung in der Natur zu finden war (und ist), ist der Spätsommer für Enten die ideale Zeit zum Mausern. Der natürliche Gefiederwechsel findet bei diesen Vögeln einmal im Jahr statt und er stellt sicher, dass gesunde Tiere nach der Mauser wieder ein makelloses Gefieder haben, das sie im Winter warmhält – durch die Brut und Revierkämpfe sind die alten Federn abgenutzt worden.

"Weil Enten während der Mauser alle großen Federn an den Flügeln, die sogenannten Schwungfedern, gleichzeitig verlieren, sind sie vorübergehend flugunfähig. Für so manchen Fressfeind sind sie eine leichte Beute und sie tun gut daran, sich unauffällig zu verhalten", erklärt Thomas Spieker von Naturscouts Leinetal e.V. "Das Gefieder der Stockenten-Männchen ist unter anderem deshalb während dieser Phase der vorübergehenden Flugunfähigkeit so schlicht wie das ihrer Artgenossinnen." Diese Tarnung funktioniert an manchen Stellen besonders gut. Vor allem in der teils von der Sonne welk oder bräunlich gewordenen Ufervegetation können sich die mausernden Wasservögel bestens verstecken.

An einem kleinen Detail lassen sich erwachsene männliche Stockenten übrigens auch in diesem Mauser- oder Schlichtkleid von den Weibchen unterscheiden: "Während die Stockenten-Damen und jugendliche Individuen einen bräunlichen Schnabel haben, ist diese Körperpartie bei den erwachsenen Männchen immer gelb", weiß Spieker, der wie seine Naturscout-Kollegen solche Details auf geführten Touren gern vor Ort erläutert.

Kein Enten-Einerlei

Mindestens zehn Entenarten lassen sich rund ums Jahr in den Leinepoldern und der näheren Umgebung beobachten. Manche von ihnen verweilen meist nur während des Winters dort. Im Sommer dominieren Stockenten das Bild, aber zum Spätsommer hin kommen andere Arten hinzu, unter ihnen die hübsche Reiherente. Sie ist ein wenig zierlicher als die Stockente und bei ihr lassen sich Männchen und Weibchen im Prachtkleid leicht unterscheiden. Die Weibchen haben auf der Oberseite des Körpers schokoladenbraune Federn, der Bauch ist weiß und die Flanken sind braun, wodurch sie beim Brüten recht gut getarnt sind.

Das Prachtkleid der Männchen wird charakterisiert durch einen weißen Bauch und weiße Flanken, ihre Brust ist wie der Großteil der Flügel und der Rücken schwarz. Der Kopf ist ebenfalls schwarz, glänzt aber violett-metallisch. Typisch für Reiherenten-Männchen im Prachtkleid ist außerdem der am Hinterkopf herabhängende Federschopf. Altvögel dieser Entenart haben eine leuchtend gelbe Iris, weshalb die Augen sich farblich stark vom dunklen Kopf abheben. Im Flug sind bei beiden Geschlechtern außerdem hellgraue bis weißliche Bereiche an den Flügeln sichtbar, die in der Ruhestellung der Schwingen verborgen sind.

Die kleinste in Deutschland heimische Entenart ist die Krickente, sie ist nur rund 35 cm lang. Ab dem Spätsommer bis in den Spätwinter gehört sie zu den gefiederten Bewohnern der Leinepolder. Weibchen können wegen ihres überwiegend graubraunen Gefieders aus einiger Entfernung mit weiblichen Enten anderer Arten verwechselt werden. Allerdings haben die Krickenten-Weibchen ein für ihre Art unverwechselbares Merkmal: "Am Flügel gibt es ein leuchtend grünes Feld, den sogenannten Flügelspiegel", so der Naturkenner Spieker. Männliche Krickenten zeigen ihn ebenfalls. Ihr markantester Schmuck ist im Prachtkleid jedoch ein metallisch schimmernder grüner Bogen am ansonsten kastanienbraun gefärbten Kopf.

Echte Hingucker sind zudem die Tafelenten, die ebenfalls ab dem Spätsommer bis in den Spätwinter oder zeitige Frühling in den Leinepoldern und in deren Umgebung angetroffen werden können. Diese mittelgroßen Enten zeigen wie ihre Verwandten den sogenannten Geschlechtsdimorphismus. So heißt es in der Fachsprache, wenn Männchen und Weibchen derselben Art unterschiedlich aussehen. Im Prachtkleid haben die Männchen einen kastanienbraunen Kopf und Hals, die Brust ist schwarz und ihr Rumpf ist hellgrau. Der hintere Körperbereich trägt schwarze Federn. Rot ist die Iris der Männchen gefärbt und auf dem schwarzen Schnabel haben sie eine graue Querbinde. Weibliche Tafelenten sind sehr viel schlichter graubraun gefärbt.

Tauchen oder schwimmen?

"Unsere heimischen Entenarten lassen sich je nachdem, wie sie ihre Nahrung suchen, in zwei Gruppen unterteilen: Tauchenten und Gründelenten, die auch Schwimmenten genannt werden", verrät Thomas Spieker. Wie es der Name schon vermuten lässt, suchen Tauchenten unter der Wasseroberfläche nach Nahrung, wobei sie komplett abtauchen und einige Zeit unter Wasser schwimmen. Zu dieser Gruppe gehört beispielsweise die Reiherente. Vertreter der Gründelenten sammeln ihre Nahrung hingegen meist von der Wasseroberfläche oder finden sie knapp darunter. Dafür stecken sie den Kopf unter Wasser, wobei der Bürzel und der Schwanz in aller Regel über der Wasseroberfläche bleiben. "Daher kommt die Zeile aus dem berühmten Kinderlied – Köpfchen in das Wasser, Schwänzchen in die Höh'", weiß Spieker.

Wer den verschiedenen Enten beim Schwimmen, Tauchen oder manchmal auch beim Landgang zusehen möchte, ist ab dem Spätsommer in dem Naturschutzgebiet bestens aufgehoben. Von den Beobachtungstürmen aus lassen sich die Tiere mit Ferngläsern meist gut beobachten.

 

 

 


 

 

 

Pressekontakt:

Gaby Schulemann-Maier
Mobil: +49 (0) 151 44506467
eMail: presse (at) naturerlebnis-leinepolder.de